Der fuballerische Grovater von Manuel Neuer und Co. 11FREUNDE

In seiner radikalsten Phase als Trainer beim FC Barcelona hat Johan Cruyff einmal mit dem Gedanken gespielt, ganz auf einen gelernten Torhüter zu verzichten und stattdessen einen Verteidiger ins Tor zu stellen. Cruyff war geradezu besessen davon, dass in seinen Mannschaften der Torhüter ein elfter Feldspieler sein müsse. Dieser Idee verdankte auch Jan Jongbloed seinen größten Erfolg als Torhüter. Respektive als Fußballspieler.
Jongbloed hat als Torhüter mit der holländischen Fußball-Nationalmannschaft bei zwei Weltmeisterschaften im Endspiel gestanden, jeweils gegen den Gastgeber der WM-Endrunde. Beide Spiele gingen für ihn und Oranje verloren, 1974 gegen die Bundesrepublik Deutschland, 1978 gegen Argentinien. „Wenn es wichtig wurde, bin ich immer Zweiter geworden“, hat Jan Jongbloed einmal gesagt.
Anführer zahlreicher Bestenlisten
So ganz stimmt das nicht. 1964 gewann Jongbloed mit seinem Amsterdamer Klub DWS (Door Wilskracht Sterk/Durch Willenskraft Stark) den niederländischen Meistertitel – als Aufsteiger. Und auch sonst führt er in den Niederlanden bis heute einige Bestenlisten an.
Niemand hat so viele Spiele im bezahlten Fußball bestritten wie er (717); niemand kommt auf so viele Spielzeiten als Profi (27). Und niemand war bei seinem letzten Einsatz älter als Jan Jongbloed, der mit 44 Jahren neun Monaten und vierzehn Tagen bei Go Ahead Eagles seine Karriere beendet hat.
„Wir kamen 1974 aus dem Nichts und eroberten die Welt mit unserem Spiel“
Aber es sind nicht die nationalen Rekorde, es sind die Auftritte mit der Nationalmannschaft, die den gebürtigen Amsterdamer über die Grenzen seines Landes hinaus berühmt gemacht haben. Vor allem die Auftritte bei der WM in Deutschland. „Wir kamen 1974 aus dem Nichts und eroberten die Welt mit unserem Spiel“, hat er über dieses Turnier gesagt.
Für ihn, den damals fast schon 34 Jahre alten Torhüter, galt das noch ein bisschen mehr als für den Rest der Mannschaft. Zwar hatte die Elftal seit 1938 an keiner WM-Endrunde mehr teilgenommen, aber ein Nichts war der holländische Fußball zu Beginn der Siebzigerjahre nicht mehr. Feyenoord Rotterdam (1970) und Ajax Amsterdam (1971 bis 73) hatten in den Jahren vor der WM gleich viermal den Europapokal der Landesmeister gewonnen.
Er beherrschte auch das Spiel mit dem Fuß
Doch Jongbloed spielte nicht beim Renommierklub Ajax, sondern beim kleineren FC Amsterdam, dem Nachfolgeverein von DWS. Zwar hatte er immer mal wieder Angebote von größeren Vereinen, von Feyenoord, dem FC Liverpool, auch von Ajax, gehabt, und er war sogar schon Nationalspieler gewesen. Allerdings lag sein letztes und einziges Länderspiel bereits fast zwölf Jahre zurück, als er im vorletzten Testspiel vor der WM in Deutschland sein Comeback für Oranje feierte.
Dass Jongbloed 1974 in der Bundesrepublik im Tor stand und den Vorzug vor Piet Schrijvers erhielt, das hatte er vor allem dem Einfluss von Johan Cruyff zu verdanken. Es war dessen Idee, auf Jongbloed zu setzen, mehr als die des Bondscoachs Rinus Michels. Hollands Mannschaftskapitän wollte einen Torhüter im Team haben, der den Ball auch mit dem Fuß beherrschte. Und das tat Jongbloed.
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